Conveniat
- ut omnes unum sint -

Ökumenischer Freundeskreis der
Funkamateure im kirchlichen Dienst

seit 1961

(c) Landschaftsverband DL9CS
Sr. Cäcilia (Friederike) Steffens

* 20.12.1903 in Soest
+ 28.12.1980 in Brilon - Thülen

Schwester des Ordens SCC in der Blindenschule in Paderborn. Sie war begeistert, aufgeschlossen für die sehbehinderte Jugend, den Amateurfunk, die Ausbildung der Blinden zum Amateurfunk, gern gesehener Gast in den Runden der YLs und des Conveniats, suchte den Kontakt mit den Missionen in Südamerika, Mitglied im DARC OV N14, qsl-Managerin des OV.


In einer Dachkammer der Westfälischen Blindenschule Paderborn funkt Schwester Cäcilia gemeinsam mit ihren blinden Schützlingen in alle Weit. Bevor die Schüler ihre Lizenz als Funkamateure erhalten, müssen sie allerdings eifrig das Morsen üben. Foto: Landschaftsverband

Aus der Westfalenpost vom Samstag, 9. Februar 1974

Ordensfrau funkt zum Kaffeeklatsch
Schwester Cäcilia schuf blinden Kindern Kontakte in alle Welt

VON LUDMILLA TÜTING

Paderborn
"Roger. Hier DL. 9 CS, Delta, Lima, neun, Cäsar, Siegfried. QTH Paderborn. QSO heute ausgezeichnet. Wie geht es Euch?" Mit diesem Fachchinesisch beginnt jeden Nachmittag eine Kaffee- Runde - ein "Kaffeeklatsch" über Äther. Hinter dem Rufzeichen DL 9 CS verbirgt sich die Funkamateurin Cäcilia Steffens. Sie plaudert unkonventionell und ist stets zu einem Späßchen aufgelegt. Niemand käme auf die Idee, in ihr eine Ordensschwester zu vermuten.

"DL 9 CS" gehört zu den einzigen drei Nonnen in der Deutschen Bundesrepublik, die eine Lizenz als Funkamateure erworben haben. Das war vor 14 Jahren. Von dem Trio sitzt heute allerdings nur noch Schwester Cäcilia aktiv in der Funkerkabine.
Und sie dreht nicht an den Knöpfen, um unbedingt an der Kaffeerunde teilzunehmen. Diese Unterhaltung dient nur als beliebte Ergänzung. Cäcilia, wie sie schlicht unter Amateurfunkern genannt wird, schaltet, empfängt und sendet, um ihren blinden Schützlingen durch die Mittel der Technik ein wenig mehr von der großen weiten Welt zu zeigen.
Sie gehört zur Kongregation der Christlichen Schwestern, deren Gründerin Pauline von Mallinckrodt vor über 100 Jahren die "Von-Vincke'sche Prov.-Blindenanstalt" ins Leben rief. In der Westfälischen Schule für Blinde in Paderborn unterrichtet Schwester Cäcilia "Mathe" und Physik.

Ihr Hang zum Naturwissenschaftlichen erleichterte ihr damals die Entscheidung, sich als Funkamateurin zu versuchen.
"Was ich vor 14 Jahren fast als zusätzliche Belastung empfand, ist mir heute zum Hobby geworden", sagt sie begeistert und zeigt stolz auf die zahllosen Diplome und QSL-Karten aus allen Erdteilen.

QSL-Karten sind Bestätigungen über Erstverbindungen, die zwei Amateurfunker miteinander hatten. Der internationale Morsecode, ein piepsendes Esperanto sozusagen, erleichtert die Verständigung in allen Ländern.

Auch Schwester Cäcilia freut sich über jeden neuen Kontakt und hat als "QSL-Manager" im Paderborner Amateur Radio Club die Organisation dieses Gebietes übernommen. Um Portokosten zu sparen, werden die QSL-Karten über die unzähligen Clubs weitergeleitet.
Das Bestreben eines jeden Amateurfunkers ist es natürlich, seinen Aktionsradius zu erweitern. Die Ordensschwester begann ihre "Funkerlaufbahn" in einer Dachkammer des Schulgebäudes mit zwei Geräten. Heute hantiert sie in einer kompletten Funkstation, in der spezielle Zusatzapparaturen für blinde Menschen nicht fehlen.

Besonders dankbar ist sie dem ZDF, das ihr durch eine Spende aus der "Aktion Sorgenkind" einen großen Schritt weiterhalf. 16 blinden Kindern konnte sie bereits zur Amateurfunkerlizenz verhelfen. Mit viel Liebe, Geduld und Einfühlungsvermögen brachte sie ihren Schützlingen Morsen und technisches Verständnis bei.

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(Stand: 02.10.2003)