Conveniat
- ut omnes unum sint -

Ökumenischer Freundeskreis der
Funkamateure im kirchlichen Dienst

seit 1961

DL9CS im shack

DL9CS
Schwester Cäcilia (Friederike) Steffens

* 20.12.1903 in Soest
+ 28.12.1980 in Brilon - Thülen
Ordensschwester der "Kongregation der Schwestern der christlichen Liebe" SCC in Paderborn. Ehemalige Leiterin der Blindenschule in Paderborn.

Als Lehrerin für Mathematik und Physik war sie aufgeschlossen für die sehbehinderte Jugend, den Amateurfunk, die Ausbildung der Blinden zum Amateurfunk, gern gesehener Gast in den Runden der YLs und des Conveniats, suchte den Kontakt mit den Missionen in Südamerika,
Mitglied im DARC Ortsverband Paderborn N14, qsl-Managerin des OV.

Aus einer Ordenchronik von 1961 und dem Paulinenbrief 29 von 1965

Auszug aus der Hauschronik von 1961

Um unsere blinden Schüler in den Amateurfunk einführen zu können, mußten Schwestern durch eine Prüfung in den Besitz der Sendelizenz gelangen, die eine Geläufigkeit im Morsen und eingehende Kenntnisse in der Technik der Hochfrequenz verlangte.
S.M. Cäcilia Steffens (DL9CS) und S.M. Eligia Minar (DJ3PP) legten dieselbe am 3.11. vor der Oberpostdirektion in Münster ab und erhielten die Lizenz.
Sehr erfreut brachten uns Herr Landesoberverwaltungsrat Schulte und Herr Landesoberamtmann Lohmann am 13.6. persönlich die Nachricht, daß die Gelder für die Amateurstation genehmigt seien. Inzwischen ist die Station eingerichtet. Um sie in Betrieb setzen zu können, mußte eine Antenne angebracht werden. Dazu wurde hinter der Taxushecke ein 16 m hoher Mast aufgerichtet, an der die W 3 DZZ Allband-Antenne mittels einer Verbindungsschnur befestigt ist.

Auszug aus der Hauschronik von 1965

So gibt es wohl kaum einen Plätzchen, an dem nicht irgendwie etwas Neues zu entdecken wäre. Doch auch die nicht gleich ins Auge fallenden Erfolge und Leistungen dieses Jahres sollen erwähnt werden.
Schon lange hatten sich einige unserer großen Jungen mit Eifer auf die Prüfung als Funkamateure vorbereitet, ein Hobby, das ihnen den erwünschten Kontakt mit der Außenwelt verschafft und daher viel Freude bereitet

Blindenschule Paderborn Am 29. Januar fand in den Räumen unserer Schule die Funkprüfung für eine Gruppe Paderborner Amateure statt, unter ihnen auch blinde Schüler unserer Anstalt, nämlich Marvin Kamrath (DL2VB, Ingbert Kontek (DL8OQ) und Reinhard Kotecki (DL8NH).
Sie sind nun Mitglieder des DARC (Deu)tscher Amateur Radio Club). Groß war die Freude, als S.M. Cäcilia Steffens durch die Vermittlung des DARC und der Caritas von der "Aktion Sorgenkind" des Zweiten deutschen Fensehens ein Betrag von 5.000 DM zugesagt wurde, damit sie die Funkstation unserer Schule, in der die jungen Amateure arbeiten, mit modernene Geräten ausstatten kann.

-.-.-.-.-.-.-.-.--.-.-.-.-.-.

Paulinenbrief 29 von 1965

Hier DL 9 CS - Bei uns hat's "gefunkt" !

Haben Sie schon einmal gefunkt ?
Wenn nicht, dann dürfen wir Ihnen doch sicherlich von unserm ersten Funkerlebnis berichten. Es geschah im Blindenhaus, an einem Sonntagnachmittag im Januar. Und das kam so: Jedes Jahr - es ist schon Tradition geworden - machen Novizinnen einen Besuch im benachbarten Blindenhaus. Diese Besuche sind uns sehr lieb; denn sie führen uns dahin wo Mutter Pauline mutig und zuversichtlich ihr Werk begonnen hat.

Ein wenig ehrfürchtig betreten wir Mutter Paulinens erstes Blindenhaus, das Meyersche Gartenhaus. Man führt uns in den Gedenkraum. Hier ist alles so ehrwürdig, still und stilvoll! Aber bald bekommen die Dinge Leben, sie werden uns vertraut; denn wir hören: "Hier haben die ersten blinden Kinder geschlafen und bei ihnen Fräulein Pauline." Dieser Kamin war damals auch schon da. Auf diesem Balkon stand Mutter Pauline, als an ihrem Einkleidungstage die blinden Kinder sie mit Liedern und Gedichten begrüßten .

DL9CS mit hörenden Novizinnen © Schwestern der christlichen Liebe "Caesar, Siegfried . . "Gleich neben diesem altehrwürdigen Gedenkraum ist Schwester Cäcilias moderne Funkstation.
Dicht gedrängt stehen wir in der kleinen Funkkabine.
Ein Gewirr von Stimmen, Begriffen, Zahlen, Buchstaben in Funkersprache buchstabiert - Caesar, Siegfried Whisky ... überfällt uns.
Schwester Cäcilia schaltet, empfängt, sendet, macht Aufzeichnungen ins Stationstagebuch, erklärt - es ist atemberaubend. Da jetzt meldet sich ein Funker aus Berlin, ein anderer aus Aschaffenburg. Antwort von irgendwo

Schwester Cäcilia gibt sofort Antwort, und es entwickelt sich ein lebhaftes Gespräch. Sie stellen sich einander vor, sagen ihren Vornamen und ihren Standort, beschreiben ihre Funkstation, ihre Arbeitsbedingungen. Dann bedanken sie sich und versprechen, falls es eine Erstverbindung war, ihre QSL-Karten (Bestätigungskarten) über den Club zu senden.

Schwester Cäcilia zeigt uns auch die übrigen Karten, die Verbindungen bestätigen, die sie mit aller Welt gehabt hat. Da sind Polen, Rumänien, England, Italien, Argentinien, Iran, Norwegen - . . vertreten.
Immer wieder heißt es: "Allgemeiner Anruf! Allgemeiner Anruf! Hier ist DL 9 Caesar Siegfried (DL 9 CS)!" Das ist das Rufzeichen für Schwester Cäcilia. Die Zeit vergeht, wir können uns kaum von diesen Wundergeräten trennen.

Funken macht Spaß

Was will Schwester Cäcilia mit dieser Funkstation? Wie Mutter Pauline damals mit viel Liebe und Einfühlungsvermögen Mittel und Wege ausfindig gemacht hat, um den blinden Kindern auch etwas von der Vielfalt und Schönheit dieser Welt zu erschließen, so steht auch hier das gleiche Bemühen, die gleiche Liebe im Vordergrund.
Schwester Cäcilia bildet junge blinde Menschen zu Amateurfunkern heran. Einige haben schon die Funkerprüfung bestanden. Da wird manches an physikalischen und technischen Kenntnissen verlangt, vor allem aber große Fertigkeit im Morsen. Das bereitet doch einigen Kummer. Die Jungen sind mit Eifer und Interesse dabei, denn Funken macht Spaß.

Hinaus in alle Welt

Meinen Sie nicht auch, daß der altehrwürdige Gedenkraum und die moderne Funkstation gut zueinander passen ?
Aber was hat das Funken mit uns zu tun ? Vielleicht sollte jeder eine GroßFunkstation sein - für die Welt. Funkzeichen und Funknachrichten sind Gebet, Tat und Liebe.
So besehen klingt unsere Frage doch nicht so seltsam:
Haben Sie schon einmal gefunkt ? Oder ?

(Stand: 02.10.09.2003)